Versicherte der Krankenkasse CSS müssen mehrstelligen Millionenverlust abfangen
VON Agentur belmedia Publi-Artikel
Die Krankenkasse CSS hat laut Tagesanzeiger.ch über eine Tochterfirma in Liechtenstein seit mehreren Jahren einen 200-Millionen-Verlust zu verzeichnen.
Leidtragende sind die Versicherten. Über starke Prämienanstiege müssen die Verluste wieder eingenommen werden. Damit sind die einst günstigen Prämien der Tochterfirma als Fehlkalkulation enttarnt.
Über die Tochterfirma Zusatzversicherung bei der Krankenkasse CSS
Patienten mit Zusatzversicherungen bei der CSS bzw. der Tochterfirma Intras gleichen über Prämienanstiege einen geschätzten Totalverlust von bis zu 500 Millionen Franken aus. Dass das Verlustunternehmen erst saniert und dann abgestossen werden soll, beschloss der CSS-Verwaltungsrat in seiner kürzlich stattgefundenen ausserordentlichen Sitzung. Revisionen fanden statt, aufsichtsrechtliche Verfahren sind nicht vorgesehen. Allerdings besteht während der Sanierungsphase ein enger Kontakt mit der Liechtensteiner Aufsicht. Seit Jahren führten zu günstige Prämien und andere Fehler zu Verlusten der Krankenkasse. Das ganze Ausmass ist erst jetzt bekannt geworden. Die Gegenmassnahmen zur Sanierung der Krankenkasse sind auch nötig, um die Muttergesellschaft CSS nicht in rote Zahlen zu führen.
Insidertipp bis ins Ausland und zu teures Marketing
Um die Schweizer Krankenkasse CSS in Vaduz marktfähig zu machen, war der Zielmarkt 2008 der deutsche Markt der Zahnversicherungen. Die Zahl deutscher Versicherter verdoppelte sich aufgrund extrem günstiger Prämien in nur zwei Jahren. Die Diskrepanz zwischen zu günstigen Prämien und teuren Komplettbehandlungen der Zahnärzte ging zu Lasten der CSS. Denn vertraglich gab es hinsichtlich des Versicherungsschutzes hierzu keine Einschränkungen. Hinzu kamen hohe Ausgaben der Krankenkasse für Marketing und Vertrieb. Dem Wettbewerb zuliebe blieben die roten Zahlen bis 2012 unentdeckt und die Prämien gleich günstig wie 2008. Als nun endlich eine Prämienerhöhung erfolgte, blieben Neuversicherte aus.
Unbemerkte Verluste aufgrund der Berichtsgepflogenheiten der Krankenkasse
Patienten, die nun durch hohe Prämien die Verluste akkumulieren sollen, fragen zu Recht: Wieso fiel das erst jetzt jemandem auf? Eine Durchsicht der Geschäftsberichte pro Jahr zeigt schnell den Hintergrund dafür. Statt Einzelabschlüsse der Tochterfirmen wurden Versicherungsberichte auf die Sparten, also Zusatzversicherungen und Grundversicherungen, verteilt. Da Letztere schwarze Zahlen schrieben, blieb das finanzielle Loch der Krankenkasse unentdeckt. Als Reaktion auf das Debakel wurde 2013 das komplette Management der Krankenkasse CSS in Vaduz abgesetzt. Neue Chefs sollen aus der Verlustzone wieder ein transparentes, kontinuierliches Plus schaffen.
Gewusst? Reagiert? Eher hingenommen und auf Besserung gehofft
Bereits 2010, so munkeln CSS-Insider, wusste die Führungsebene in Vaduz von ernsten Verlusten. Im damaligen Wahlkampf um die Nachfolge des CSS-Präsidenten Jurassier Pierre Boillat war es zuerst Urs Zurfluh aus dem Kanton Zürich, welcher die Vaduzer Situation beim Namen nannte. Da er jedoch nicht zum CSS-Präsidenten gewählt wurde, behandelten die tatsächlichen neuen Stabsführungen das „Problem“ eher am Rande. Richtig aktiv wurde man erst 2012, viel zu spät, um die Verluste milde für die Versicherten abzufangen. Folgefehler führten stattdessen zu einer Verschlechterung der Lage, welche nun einzig durch Sanieren und Abstossen bereinigt werden kann.
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