Wohnungswirtschaft im Wandel – Digitalisierung und Sharing Economy
Sharing Economy und Digitalisierung verändern auch die herkömmliche Wohnungswirtschaft. Damit werden gleichzeitig neue Perspektiven für Wohnungsanbieter und die öffentliche Hand eröffnet. Mit dem Thema hat sich die Fachtagung „Börsen, Plattformen und soziale Netzwerke: Welche Auswirkungen auf das Wohnen?“ eingehender beschäftigt.
Sie fand im Rahmen der Grenchner Wohntage statt und wurde vom Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) organisiert. Die diesjährige Veranstaltungsreihe umfasst ausserdem drei weitere regionale Anlässe zu Wohnthemen.
Heute stellen viele Plattformen Kontakte und virtuelle Nähe her, führen Personen und Interessen zusammen und laden zum Teilen ein. Sie sind schnell und mit geringen Kosten verbunden. Ihre Reichweiten sind sehr unterschiedlich und ihre Anwendungsfelder vielfältig. Das gilt auch für Wohnungsnachfragen und -angebote.
Referate beleuchten die Facetten der Veränderung
Das Einstiegsreferat der Fachtagung zeigte anhand des häufig zitierten – und oft auch als Schreckgespenst präsentierten – Beispiels Airbnb auf, wie neue, webbasierte Angebote die eingespielten Abläufe auf dem Wohnungsmarkt umgehen und zu Konflikten mit bestehenden Regeln führen können.
Anschliessend beleuchteten drei Referate webbasierte Angebote, die in ganz unterschiedlichen Anwendungsbereichen gesellschaftliche Bedürfnisse aufnehmen und abdecken. Pumpipumpe propagiert seit 2012 einen bewussten Umgang mit Konsumgütern, macht „ausleihfreudige“ Nachbarn und ihre Gegenstände sichtbar und vernetzt sie.
Die Software PapayaPods unterstützt Studierende, die aufgrund ihrer schwachen Kaufkraft, der kurzen Aufenthaltsdauer und ihrer hohen, oft grenzüberschreitenden Mobilität nur mit Mühe geeigneten Wohnraum finden. Die KISS-Nachbarschaftshilfe für Jung und Alt schafft dank Zeitgutschriften ein breites Netz an generationenüberschreitenden Betreuungsmöglichkeiten.
Crowdfunding ist in der Schweiz noch wenig etabliert, obwohl es als internetbasierte Finanzierungsform entscheidend zur Umsetzung von Bauvorhaben beitragen kann. Dies trifft insbesondere auch für den gemeinnützigen Wohnungsbau und andere nicht renditeorientierte Vorhaben zu. Als Beispiele dienten die Entwicklung eines Prototypen für Flüchtlingsunterkünfte sowie die Sanierung und Neunutzung zu kulturellen Zwecken einer unter Schutz stehenden Herberge in Le Locle.
Dank digitaler Technologien werden Städte zu Smart Cities, entstehen „intelligente“ und vernetzte Quartiere oder Regionen. Zwei Beiträge zeigten, wie Investoren diese Chancen nutzen und für die Bewohnerschaft eine Quartier-App zur Verfügung stellen. Und Gemeinden aus dem Walliser Mont-Blanc Gebiet drosseln dank der intelligenten Verknüpfung von Energieinfrastruktur- und Informationssystemen den Energieverbrauch.
Drei weitere Veranstaltungen
Die gut besuchte Veranstaltung fand im Rahmen der Grenchner Wohntage statt. Drei weitere Veranstaltungen ergänzen die diesjährigen Wohntage: Der Kanton Solothurn vergibt am 3. November abends im Kunsthaus Grenchen die Architekturpreise für „Werke aus dem gestalteten Lebensraum 2013 – 2016“.
Ein Kinoabend am 7. November 2016 zeigt die bitterböse Komödie „Allein unter Nachbarn – La Comunidad“. Eine Diskussionsrunde mit dem Titel „Kunstberichterstattung an der Wohnfront“ folgt am 10. November 2016 und setzt gleichzeitig den Schlusspunkt unter die virtuelle Ausstellung www.virtuos-virtuell.ch von Visarte Solothurn.
Artikel von: Bundesamt für Wohnungswesen
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