Barrierefreies Wohnen – gefragt, aber selten geboten

Die Nachfrage nach barrierefreiem Wohnraum steigt kontinuierlich. Das überrascht nicht: In der Schweiz leben rund 1,5 Millionen Menschen mit körperlichen Behinderungen. Viele davon sind auf barrierefreies Wohnen angewiesen. Doch beim Angebot hapert es. Nur 7 Prozent der ausgeschriebenen Mietwohnungen sind tatsächlich „rollstuhlgängig“. Es klafft also offenbar eine grosse Lücke – Grund genug für comparis.ch, sich in einer Analyse näher mit der Situation zu befassen.

Laut Procap Schweiz, dem grössten Mitgliederverband von und für Menschen mit Behinderung, herrscht in Bezug auf bezahlbaren, rollstuhlgängigen Wohnraum Angebotsmangel. Die Nachfrage ist dagegen schweizweit von 2014 auf 2015 um 20 Prozentpunkte gestiegen. Dies zeigt eine Analyse der Inserate, welche auf dem Immobilien-Marktplatz von comparis.ch erschienen sind. Im Gegensatz dazu blieb die Anzahl der als rollstuhlgängig ausgeschriebenen Mietobjekte während dieser Zeit stabil bei 7 Prozent.

Angebot in Inseraten nicht zu sehen

„Das Angebot wiederspiegelt hier nicht die Nachfrage. Vielen Inserenten ist wahrscheinlich nicht klar, ob ihre Wohnung rollstuhlgängig ist oder nicht“, erklärt Michael Kohlas, Immobilien-Experte von comparis.ch. Die Option „rollstuhlgängig“ kann jeder Inserent auf allen grösseren Immobilien-Portalen ankreuzen; meist wird auch noch separat auf die Kriterien hingewiesen, die erfüllt werden müssten.

Dazu erläutert Michael Kohlas weiter: „Im Vordergrund steht wohl meistens, dass die Wohnung schnell inseriert werden soll. Um den Aufwand gering zu halten, wird die Rollstuhlgängigkeit deshalb vermutlich ausser Acht gelassen oder verneint, was unter Umständen zum Nachteil für Menschen mit Einschränkung wird, die auf Wohnungssuche sind.“

Grosse kantonale Unterschiede

Eine Analyse der nach Einwohnern grössten Kantone der Schweiz für 2015 zeigt, dass im Kanton Luzern mit 14 Prozent verhältnismässig am meisten Inserate für Mietobjekte mit dem Vermerk „rollstuhlgängig“ publiziert wurden. Darauf folgt der Kanton Aargau mit 13 Prozent und der Kanton St. Gallen mit 11 Prozent. Im Mittelfeld befinden sich die beiden grössten Kantone, Zürich und Bern, mit 6 beziehungsweise 8 Prozent. Dort befindet sich auch der Kanton Tessin mit ebenfalls 8 Prozent. Die Schlusslichter der Statistik bilden die Kantone Waadt und Genf mit 3 und 2 Prozent.

Mehr Sensibilisierung nötig

„Es ist auffällig, dass vor allem die grösseren Kantone einen relativ kleinen Anteil an Inseraten für rollstuhlgängige Mietobjekte aufweisen. Die Analyse zeigt, dass eine weitere Sensibilisierung durchaus nötig wäre. So könnte man Menschen, die auf hindernisfreies Wohnen angewiesen sind, die Wohnungssuche wesentlich erleichtern“, schlussfolgert Michael Kohlas.

Dies bestätigt auch Remo Petri, Bereichsleiter Wohnen bei Procap Schweiz: „Wir setzen uns für ein hindernisfreies Leben in allen Bereichen ein – da spielt das Wohnen eine grosse Rolle. Das Angebot an bezahlbaren rollstuhlgängigen Wohnungen ist beschränkt, oft auch durch Nichtwissen bzw. mangelnde Sensibilisierung der Öffentlichkeit für dieses Thema.“

 

Artikel von: comparis.ch
Artikelbild: © goodluz – Shutterstock.com

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