Zweitwohnsitz: Vor- und Nachteile

Zweitwohnsitze sind schon lange nicht mehr nur Ferienhäuser wohlhabender Gesellschaftsschichten.

Immer häufiger erfordern berufliche oder familiäre Gründe die Anmeldung einer weiteren Wohnung – auf mehrere hunderttausend Doppelhaushalte wird die Zahl in Deutschland geschätzt.

Haupt- und Zweitwohnsitz – Unterschiede

Wer innerhalb Deutschlands eine Wohnung bewohnt, ist nach dem Bundesmeldegesetz zu deren Anmeldung verpflichtet. Nach § 21f. wird dabei zwischen Haupt- und Nebenwohnungen unterschieden.

Als Hauptkriterium für die Anmeldung eines Zweitwohnsitzes wird häufig die Dauer des Aufenthaltes herangezogen. Wer länger als 6 Monate in einer Wohnung wohnen wird, muss sie anmelden.

Wohnsitze im Ausland bleiben ebenso wie Eigentumsverhältnisse von der Regelung unbeachtet.

Wann ist eine Zweitwohnung sinnvoll?

Für die Anmeldung eines Zweitwohnsitzes spielen sowohl private als auch berufliche Gründe eine Rolle.

Beruf

Nicht immer liegt das passende Jobangebot in der eigenen Stadt. Immer mehr Arbeitnehmer und Selbstständige melden eine Zweitwohnung an, wenn die Entfernung des Hauptwohnsitzes zur Arbeit zum täglichen Pendeln zu weit ist.

Eine exakte Abgrenzung, wann eine Wohnung zu weit vom Arbeitsort entfernt ist, gibt es nicht. In einem Urteil des Bundesfinanzhofs wurde eine doppelte Haushaltsführung nicht anerkannt, weil die Arbeitsstätte „in zumutbarer Weise“ von der Hauptwohnung aus erreicht werden konnte (BFH Urteil v. 16.11.2017 – VI R 31/16 BStBl 2018 II S. 404). Es handelte sich hierbei um einen Arbeitsweg von 36 Kilometern und etwa einer Stunde einfacher Strecke.

Privatleben

Nur knapp ein Viertel aller Zweitwohnsitze in Deutschland entfällt laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes auf Alleinstehende. Bei Ehepaaren oder Familien entschliesst sich also häufiger einer der Partner zum Pendeln, denn ein Umzug erweist sich hier oft schwieriger als für Singles.

Studium / Ausbildung

Wer nach dem Schulabschluss eine Lehre oder ein Studium in einer anderen Stadt beginnt, seinen Lebensmittelpunkt aber nicht verschieben möchte, kann seine neue Wohnung gegebenenfalls als Zweitwohnung anmelden.

Feriendomizile

Rund 1,25 Millionen Ferienwohnungen und damit ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr wurden 2020 in Deutschland registriert.

Auslandsaufenthalte

Ob beruflich oder privat, innerhalb der EU oder in Übersee: Zunehmend werden auch im Ausland weitere Wohnungen bezogen.

Wo liegen die steuerlichen Konsequenzen?

Grundsätzlich sind für Zweitwohnsitze kommunale Verbrauch- und Aufwandsteuern zu entrichten. Die Höhe der Kostenbeteiligung zum Erhalt der Infrastruktur wird gemäss Art. 105 Abs. 2a Grundgesetz örtlich festgelegt. Sie variiert derzeit zwischen einem kompletten Verzicht und bis zu zwanzig Prozent der Jahresnettokaltmiete des Zweitwohnsitz-Inhabers.

Beruf

Wer aus beruflichen Gründen eine Zweitwohnung am Arbeitsort führt, kann in seiner Steuererklärung eine doppelte Haushaltsführung geltend machen und monatlich bis zu 1.000 Euro Werbungskosten absetzen. Darüber hinaus ist eine Anrechnung notwendigen Hausrats, Reisekosten zum und vom Hauptwohnsitz sowie einmaliger Umzugskosten möglich.

Zum Erhalt der Steuerentlastungen müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  • Der Arbeitsplatz liegt zu weit entfernt vom Hauptwohnsitz entfernt, als dass man pendeln könnte
  • Der Nebenwohnsitz liegt maximal halb so weit vom Arbeitsplatz entfernt wie der Hauptwohnsitz.
  • Der Erstwohnsitz ist weiterhin der Lebensmittelpunkt. Nach seiner Definition in den Lohnsteuerrichtlinien fliessen in die Bewertung enge persönliche Beziehungen, Grösse und Ausstattung beider Wohnungen sowie die Dauer und Häufigkeit der Aufenthalte ein.

Privatleben

Leben und arbeiten verheiratete oder nichteheliche Lebenspartner an verschiedenen Orten, können sie eine der Wohnungen zur Familienwohnung erklären und damit ebenfalls eine doppelte Haushaltsführung geltend machen. Wer nur am Wochenende in der Familienwohnung lebt, kann diese auch durch die Geburt seines Kindes als Hauptwohnsitz deklarieren.

Studium / Ausbildung

Wer als StudentIn oder Auszubildende/r nicht regelmässig und häufig nach Hause fährt, wird die neue Wohnung als Erstwohnsitz anmelden müssen. Dies hat zwar keine steuerrechtlichen Vorteile, doch viele Kommunen zahlen StudentInnen bei der Anmeldung eines Hauptwohnsitzes ein Begrüßungsgeld.

Feriendomizile

Bei der Anmeldung einer Ferienwohnung ist man ohne steuerliche Abzüge zur vollen Entrichtung der Zweitwohnungssteuer verpflichtet.

Auslandsaufenthalte

Wohnsitze in Deutschland werden unabhängig von Aufenthaltsdauer oder Lebensumständen als Erstwohnsitz angesehen. Wer möchte, kann aber einen weiteren Hauptwohnsitz im Ausland anmelden. Bei einem beruflichen Wechsel lassen sich die Umzugskosten nach § 18 Abs. 2 der Auslandsumzugskostenverordnung steuerlich absetzen.

Wann muss ein Zweitwohnsitz angemeldet werden?

Grundsätzlich ist in Deutschland jede Wohnung innerhalb von 14 Tagen nach Bezug beim zuständigen Einwohnermeldeamt anzumelden. Nach § 26f. Bundesmeldegesetz bestehen Ausnahmen für:

  • Ausländische Diplomaten samt Familien
  • Dienstlich bereitgestellte Gemeinschaftsunterkünfte
  • Wehrdienst, Bundesfreiwilligendienst etc.
  • Inhaftierte
  • Angehörige des öffentlichen Dienstes im Falle andauernder Fortbildungen
  • Kürzere Aufenthalte als sechs Monate
  • Berufspendler in ehelicher oder eingetragener Lebensgemeinschaft

Wie erfolgt die Anmeldung?

Bei der Anmeldung eines Zweitwohnsitzes gibt es verschiedene Aspekte zu beachten.

Folgende Unterlagen müssen persönlich bei der zuständigen Behörde eingereicht werden:

  • Ausgefüllter Meldeschein. Das Formular kann vorab bei der Meldebehörde abgeholt oder im Internet heruntergeladen werden.
  • Personalausweis oder Reisepass zur Legitimierung
  • Bei Mietern: vom Vermieter unterschriebene Bescheinigung (Wohnungsgeberbestätigung)
  • Wenn zutreffend: Geburts- oder Heiratsurkunde bzw. Scheidungsurteil. Erhältlich beim Standesamt

Die Anmeldung erfolgt zumeist kostenlos, maximal wird eine Aufwandspauschale von zehn Euro berechnet.

Wo liegen die Vor- und Nachteile eines Zweitwohnsitzes?

Erfordern berufliche Umstände die Anmeldung einer Zweitwohnung, bringt dies Vor – und Nachteile mit sich:

Vorteile Zweitwohnsitz

  • Kein langes Pendeln
  • Keine Entscheidung für einen Wohnort
  • Steuererleichterungen

Nachteile Zweitwohnsitz

  • Zweitwohnsitzsteuer
  • Seltener bei Familie/Freunden

 

Titelbild: My Agency – shutterstock.com

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